Lessons learned: Zusammenfassung des Bulgarien-Besuchs 08.05.17 – 12.05.17 

Neben der Arbeit und dem Lernen an und mit unserem Projekt ermöglichte das Koordinatoren-Meeting allen Teilnehmern viele kulturelle und soziale Einblicke in das Partnerland Bulgarien, das die Wenigsten bisher aus eigener Anschauung kannten.

Nach der Anreise nach Sofia fuhren wir über Land nach Vratsa. Auf der Fahrt dorthin bekamen wir bereits Einblicke in das Land und erfuhren einiges über Entwicklungen im wirtschaftlichen und sozialen Bereich.

In der Stadt Vratsa befand sich direkt neben dem Hotel eine große Statue zu Ehren von Christo Botev, dessen Name auch unsere Partnerschule trägt. Wir erfuhren von der Geschichte Bulgariens und der Rolle des Dichters und „Vaters der Nation“ Christo Botev.

Bei der Begrüßung in der Schule wurden wir nach traditioneller Sitte herzlich von 2 Damen in Landestrachten mit Brot und Gewürzen begrüßt und bekamen als Zeichen der Gastfreundschaft Geranienblätter überreicht. Der Raum im Eingangsbereich der Schule ist eine Art kleines Museum, hier wurden auch schon Minister und hohe Geistliche empfangen, was viele Bilder dokumentierten.

Bei einer Führung erhielten wir interessante Einblicke in die Schule und das Schulsystem. Hier lernen Schüler von der ersten Klasse bis zu den Abschlussklassen (Abitur) nach dem 12. Schuljahr. Die Schule arbeitet in einer Art 2-Schicht-System, was uns bisher aus keinem unserer anderen Partnerländer bekannt war.

Die Unterrichtsräume waren schön gestaltet und mit modernen Medien ausgestattet. Besonders beeindruckend waren die Fachräume für Chemie, sowie die Räume für Geografie und Geschichte. Hier lernen die Schüler in eigens gestalteten Lernumgebungen mit z.T. historischen, sehr wertvollen Exponaten. Dies ist deshalb möglich da die Schule, obwohl staatlich, viele Spenden durch private Organisationen, wie z.B. der bulgarisch-amerikanischen Gesellschaft erhält.

Überraschend war, dass es in der Schule freies WLAN gab, wohingegen man in manchen anderen Ländern dies eher aus der Schule heraushalten will. Ebenso, dass die Räume der Schule per Kameras überwacht werden. Auch dies wird in verschiedenen Ländern kontrovers diskutiert. Für unsere bulgarische Partnerschule besteht der Vorteil in einem Schutz vor Diebstahl oder Vandalismus der wertvollen Exponate sowie in einem Schutz vor Betrug bei Prüfungsarbeiten.

Auf Einladung der Schule besuchten wir am Abend eine Kulturveranstaltung im Theater von Vratsa. Theater, Musik und Tanz gaben uns interessante Einblicke in die Tradition Bulgariens und beeindruckten uns sehr. Eine der Künstlerinnen war sogar die weltbekannte Sängerin Walja Balkansa. Diese spezielle Art des bulgarischen Gesangs ist so einzigartig, dass sogar eine Aufnahme davon an Bord des Satelliten Voyager 1 ins ferne Weltall unterwegs ist.

Bei einer Bus-Exkursion besuchten wir das Kloster Klistura, das in einer schön gelegenen Gegend Bulgariens liegt und von mazedonischen Nonnen betrieben wird. Dort wurden wir auch Zeuge einer Taufe der Roma, von denen sehr viele in Bulgarien leben. Anschließend ging es weiter in die Region Belogradtschik. Diese Region lag in der Frühgeschichte unter dem Meeresspiegel. Einzigartige, bizarre rötliche Felsformationen erinnern an Menschen und Tiere. Bei einer Führung lernten wir Vieles über die Festung Belogradtschik. Von den Römern begonnen, von den Türken erweitert, wurden hier Handelswege kontrolliert.

Am Vormittag des Freitag, 12.05. durften wir noch bei der Abschlussfeier der Zwölftklässler (Abiturienten) dabei sein. In einem Festakt im Hof der Schule mit zahlreichen Ehrengästen aus Politik, Kirche und Verwaltung und mit Flaggen der Stadt Vratsa, des Landes Bulgarien und der Europäischen Union wurden die jungen Menschen in das Leben nach der Schule entlassen.

In Sofia lernten wir bei einer interessanten Stadtführung um die weit zurück reichenden Ursprünge der Stadt, ihrer Rolle bei der Etablierung des Christentums und besichtigten zahlreiche Sehenswürdigkeiten.

Besonders eindrucksvoll war das sogenannte „Quadrat der Toleranz“. Hier stehen in enger räumlicher Nähe und in friedlichem Miteinander eine orthodoxe Kirche, eine katholische Kirche, eine der größten Synagogen Europas und eine Moschee.

Zu den gelernten Lektionen dieses Besuchs gehört auch, dass es in Europa noch immer riesige Wohlstands-Unterschiede gibt. Dies ist an sich nichts Neues, jedoch werden sie erst durch persönliche Begegnungen wie in diesem Projekt konkret erlebbar. Besonders wichtig ist in diesem Zusammenhang die Rolle von Bildung.

Sehr eindrucksvoll waren bei unserem Besuch in Bulgarien die Begegnungen mit vielen Schülerinnen und Schüler, die dies als Chance erkannten und sich neben der Schule oft noch privat bestmöglich für ihre Zukunft qualifizierten.

Insofern bestand neben aller Lernprozesse am Projekt mit unseren europäischen Kollegen der einzigartige Mehrwert des Koordinatoren-Meetings in Bulgarien v.a. in einem Lernen im Sinne eines „european citizenship“.